17. Juni 2016

Die Karl-Marx-Allee in Berlin und der Aufstand des 17. Juni

Die Karl-Marx-Allee ist so breit, dass sie, obwohl sie von fast überdimensionierten und bis zu 13 Etagen hohen Häusern im Sozialistischen Klassizismus (Zuckerbäckerstil) gesäumt ist, einen geradezu befreienden offenen Eindruck hinterlässt. Sie sollte als Prachtstraße für Aufmärsche und Paraden genutzt werden. Erich Honecker stand dabei zum Beispiel auf einer Bühne vor dem Kino International, während das Volk am 1. Mai an ihm vorbeizog. 
Die großen Wohnungen in den Häusern sind bis heute heiß begehrt und haben damals so manchen "Westbesuch" beeindruckt. Sie sollten die Wohnverhältnisse revolutionieren und das kulturelle Niveau der "Arbeiterklasse" anheben. 

Diese Arbeiter wiederum sollten um 10% produktiver in ihrem vorgegebenen Zeitrahmen werden und begannen daher am 16. Juni 1953 auf den Großbaustellen dieser damaligen "Stalinallee" zu streiken, was am 17. Juni zu Demonstrationen in großen Teilen der Stadt und in der gesamten DDR führte und dabei immer politischer wurde. So wurde dabei der Rücktritt der Regierung und freie Wahlen gefordert. Unter anderem besetzten die Aufständischen zahlreiche Bürgermeistereien und Kreisratsgebäude. Daraufhin flüchtete die DDR Regierung nach Berlin-Karlshorst, um Schutz der sowjetischen Behörden zu erlangen. Die Aufstände wurden schließlich von der Sowjetarmee blutig niedergeschlagen. Es gab 55 Todesopfer und etwa 20 weitere ungeklärte Todesfälle. Über 1000 Menschen wurden inhaftiert. 

Strausberger Platz

"Stalinbauten" im Zuckerbäckerstil

Strausberger Platz

Das Restaurant "Haus Berlin" existierte schon zu DDR-Zeiten in einer oberen Etage. Heute ist es im Erdgeschoss.


Das legendäre Café Moskau steht heute unter Denkmalschutz.
Stalinallee, Berlin. Bauarbeiten 1953

Stalinallee, Berlin. 1959

Frankfurter Tor, Stalinallee, Berlin. 1959

Zahlreiche Geschäfte bereicherten die Stalinallee 1959 mit ihren noch jungen Linden.  Im Hintergrund das Frankfurter Tor.
Fotos: Anja Grabs (c)