17. Juli 2013

Statistikblödsinn (Glosse up for grabs)

1756 Bewegungen am gleichen Tag am Südeingang.
3056 Bewegungen wurden am Nordeingang gezählt.

Die Fahlenbergbrücke zwischen Gosen und Berlin soll abgerissen und neu aufgebaut werden. Ob es eine Behelfsbrücke in der jahrelangen Bauzeit geben wird ist weiterhin unklar. Während es für die Gosener unglaublich wichtig ist, Berliner in den Müggelpark zu importieren und sich selbst jederzeit den Zugang zu Berlin zu verschaffen, interessiert es das Köpenicker Rathaus herzlich wenig, ob die Berliner nach Gosen zum Einkaufen fahren. Im Gegenteil: Das Forum soll ja auch mal von ein paar Menschen benutzt werden.


Der Müggelpark wird also zur Zeit von allen Seiten bedroht. Die Angst vor einer nicht-existenten-Behelfsbrücke wächst. Die Infrastruktur zur größten ausgehenden Berliner Kaufkraft wäre zerstört. Gleichzeitig droht der Fertigbau des Kauflandes in Erkner im noch unbekannten Jahr „2013 plus X“ mit einem zukünftigen Abzug von Tausenden von Kunden. Praktiker musste sich selbst verkaufen und unterliegt einem derzeitigen Wandel. Außerdem gibt es Leerstände. Die gute Nachricht ist, dass der Waffenladen und das Casino im Müggelpark weiterhin gut laufen. Und ,-real lässt regelmäßig Haribo-Trucks vorfahren und Hubschrauberrundflüge starten damit die Kunden nicht vergessen ihre Treuemarken einzulösen.

In all diesen unsicheren Zeiten hat sich jetzt das Einkaufszentrum Müggelpark ein Argument ausgedacht, dass vielleicht, zukünftig, eventuell, möglicherweise, optimistisch gesehen, ziehen könnte. Es geht um die Besucherzahlen. Wenn der Müggelpark weiß, wieviele Besucher kommen, dann kann man nicht nur mit höheren Mietpreisen argumentieren, sondern auch der Stadt Berlin klarmachen, dass die Köpenicker ja vielleicht doch zu Tausenden anfangen zu weinen, wenn sie nicht mehr direkt ins Brandenburger Land ausreisen können. Schnell wurde der Müggelpark mit Zähleruhren ausgestattet. Sie sind in circa 1,50 Meter Höhe angebracht und drehen per Bewegungsmelder ihre Zahl um „plus 1“ weiter.

Blöd ist jetzt allerdings nur, dass der Müggelpark über mehrere Ein- und Ausgänge verfügt. Würde es nur einen einzigen Eingang geben, könnte man die Zahl der Uhr durch zwei teilen, da jeder Besucher einmal beim rein- und dann wieder beim rausgehen, gezählt wird. Es gibt aber einen Eingang an der Nordseite, welcher durch den größten Magneten ,-real am häufigsten benutzt wird und einen weiteren Eingang an der Südseite beim Pleite-Praktiker, wo absolut Niemand weiß, wer diesen Eingang benutzen könnte und vor allem warum? Wie unkontrollierbare Lemminge laufen die Kunden also mal an der Nord- und mal an der Südseite rein, um dann das Gebäude entweder durch den gleichen Eingang wieder zu verlassen... oder auch nicht. Ein zusätzlicher Seiteneingang wird an ganz heißen Sommertagen geöffnet. Er befindet sich an der Ostseite und bietet eine zusätzlich Fluchtmöglichkeit. An diesem Seiteneingang befindet sich keine Zähluhr, da es sich lediglich um eine Möglichkeit handelt den Müggelpark ganz individuell zu belüften, wenn draußen 30 Grad herrschen. Nur langjährige Insider kennen diesen Eingang, der die Besucher direkt an den Toiletten vorbeiführt. Will man lediglich zur Apotheke, die sich ungefähr mittig im Shopping Center befindet, benutzt man entweder den Nord- oder den Südeingang oder sogar beide oder vielleicht auch ausschließlich den Seiteneingang an heißen Tagen. Wo und ob man überhaupt gezählt wird ist dann vollkommen willkürlich.

Kinder, die circa ein Meter groß sind laufen unter dem Zähler durch ohne überhaupt gezählt zu werden. Dabei wissen wir doch bereits, dass von ihnen die größte Kaufkraft ausgeht: Sie schmeißen sich zwischen den Regalen mit den Süßigkeiten auf den Boden und simulieren einen Tobsuchtanfall, woraufhin 100 % der umstehenden Kunden inklusive der Eltern umgehend den kompletten Laden leerkaufen werden, damit das Kind ruhe gibt. Hängen die Zähler so niedrig, dass sehr große Hunde mitgezählt werden, macht das überhaupt nichts, da die Hunde herkommen, um als zusätzliche Konsumenten Hundefutter einzukaufen.

Das Fazit ist, dass die Zähleruhren folgende Aussagekraft haben: Ja es gibt hier Kunden! Wieviele es sind weiß man allerdings nicht. Zusätzlich kann ausgesagt werden, dass auf dem Parkplatz viele Autos mit LOS und B Kennzeichen stehen. Wer lediglich nochmal kurz zurück zum Auto muss, weil er sein Geld vergessen hat, kriecht bitte unter dem Zähler durch, um die ohnehin falsche Besucherstatistik nicht noch mehr zu verfälschen.