11. Juni 2013

Der Fuchsbandwurm

 von Anja Grabs und Prof. Dr. Peter Kern


Fuchswelpen im Landkreis Oder-Spree, Mai 2013
Zunächst einmal das Schlimmste vorweg: Befällt der Fuchsbandwurm den Menschen, endet dies meistens tödlich. In seinem Lebenszyklus befällt der Fuchsbandwurm zunächst Nagetiere, in Deutschland sind das überwiegend Wühlmäuse. Der befallene Nager ist ein Zwischenwirt und wird durch den Befall so geschwächt, dass er nun leicht vom Fuchs, Hund oder Katze erbeutet werden kann, die nun die Endwirte darstellen. Wenn der Mensch Fuchsbandwurmeier aufnimmt, die sich zum Beispiel am Fell eines Haustieres befinden, wird er selbst zu einem Fehlzwischenwirt, da er für den Fuchs kein Beutetier in Form einer Maus ist. Und so breitet sich der Fuchsbandwurm im Menschen meist unbemerkt aus, bis nach über zehn bis zwanzig Jahren, erste Symptome (zum Beispiel Gelbsucht) auftreten. Wie Metastasen können Leber, Lunge und Gehirn befallen sein. Eine radikale Operation ist jedoch nur im Frühstadium möglich. Eine dauerhafte, lebenslange Einnahme von Anti-Wurm-Medikamenten führt zu einer stabilen Situation - jedoch ohne diese sterben die Patienten an einer fortschreitenden Erkrankung mit vielen bösartigen Zügen.

Die gute Nachricht ist, dass obwohl sich der Fuchsbandwurm in Deutschland auszubreiten scheint, nur sehr wenige Menschen davon befallen werden. Laut Robert Koch Institut gab es im Jahr 2012 in Berlin vier und in Brandenburg gar keine gemeldeten Fälle von der Infektionskrankheit Echinokokkose, wobei einerseits aufgrund der langen Inkubationszeit die Wohnorte der gemeldeten Fälle nicht mit den Orten der Infizierungen übereinstimmen müssen und andererseits auch die Infizierung mit einer weiteren Echinokokkenart, dem selten vorkommenden Dreigliedrigen Hundebandwurm, gemeint sein kann. Der Übertragungswert auf den Menschen ist noch nicht eindeutig geklärt.

Falsch ist die weit verbreitete Annahme, sich über den Verzehr von Beeren anzustecken: „Ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Waldfrüchten und einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm lässt sich nicht herleiten“, sagt Prof. Dr. Peter Kern vom Euröpäischen Echinokokkose Register in Ulm. Auffällig ist lediglich, dass über 70 % der Patienten, Hunde- oder Katzenbesitzer sind. Man geht davon aus, dass die mehrmalige Aufnahme von Fuchsbandwurmeiern, die sich im Fell von Hunden oder Katzen befinden können, zu einer Infektion beim Menschen führen kann. Daher kann sich der Mensch am besten vor einer Infektion schützen, indem er Hund und Katze regelmäßig entwurmt.

Füchse sind den Menschen bis in die Siedlungsgebiete gefolgt. Essensreste und zahlreiche Verstecke bieten ihm hier einen Lebensraum. Es gibt Menschen die Füchse füttern, um sie bequem im eigenen Garten beobachten zu können: Dies sollte man dringend unterlassen! Mülltonnen und andere Aufbewahrungsorte von Essensresten sollten in jedem Fall unzugänglich für Wildtiere gemacht werden. Sichtet man regelmäßig einen Fuchs im Garten, sollte man zusätzlich überprüfen, ob der Komposthaufen eventuell so gestaltet werden muss, dass der Fuchs auch hier keine Futterquelle vorfindet.

Befindet sich ein Fuchsbau im Garten, sollte ein Vergrämen des Fuchses außerhalb der Aufzuchtzeit der Jungen, die von April bis Juli erfolgt, in Betracht gezogen werden. Ein Töten des Fuchses ist ähnlich wie bei Bibern oder Waschbären sinnlos, da es sich dann um ein Reviervakuum handelt, dass schnellstmöglich von reviersuchenden Füchsen neu besiedelt wird. Für das Vergrämen von Füchsen empfiehlt die Untere Jagdbehörde des Landkreises Oder – Spree einen mit Diesel oder formelinhaltigen Desinfektionsmittel getränkten Lappen in den Bau zu schieben. Die Befallshäufigkeit im Landkreis Oder – Spree lag im Zeitraum von 2008 bis 2010 bei nur 1,5 % der untersuchten Füchse und ist demnach als gering einzustufen.

Füchse sind interessante Raubtiere, die man nur mit viel Geduld und etwas Glück in der freien Natur beobachten kann. Ein Anlocken durch gezieltes Füttern in Siedlungsgebieten sollte jedoch aufgrund der Gefährlichkeit des Fuchsbandwurmes für den Menschen dringend unterlassen bleiben.

Fotos: Anja Grabs

1 Kommentar:

  1. Danke, für die Aufklärung!
    Nachdem Verzehr einer kleinen Walderdbeere wurde mir gerade wieder Angst gemacht, dass der Fuchs mit seinem Bandwurm drauf gepullert haben könnte. Jetzt kann ich ALLEN erzählen, dass diese Aussage Quatsch ist. SUPER!

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