6. Dezember 2012

Die Grenze zwischen Gosen und Berlin (Glosse up for grabs)


Vor über 200 Jahren nutzten die Wernsdorfer Fischer den Kappstrom, um ihre Fische bis nach Berlin auf dem Wasserweg transportieren zu können. Die Gosener wollten hier aber keine fröhlichen Fischer sehen und so bauten sie regelmäßig Dämme, um die Wernsdorfer auf ihren Handelswegen zu schikanieren. Dies führte zu einem Dauerkrieg. Gosen war auch immer gegen Neu Zittau und Neu Zittau wiederum gegen Gosen und beide Orte gemeinsam aber immer im Team gegen Wernsdorf. Warum weiß man nicht.
Später wurde Gosen zum geheimen Heimatort der Stasi, weil man sich in den Gosener Bergen verstecken konnte und trotzdem ruck zuck in Berlin war. Soviel erstmal zur vergangenen Infrastruktur von Gosen.

Vor kurzem erst sollte die Fahlenbergbrücke zwischen Gosen und Berlin saniert werden, aber während der Bauarbeiten merkte man, dass dies nicht geht. Die marode Brücke müsste komplett abgerissen werden und neu aufgebaut werden. Das würde bedeuten, dass, im wahrsten Sinne des Wortes, die Brücke zwischen Gosen und Berlin zerstört werden würde. Wie lange der Neubau der Brücke dauern würde ist ungewiss. Man müsste riesige Umleitungen fahren, um einen Eingang nach Berlin zu finden. Die Infrastruktur wäre stark zerstört. Vorsichtshalber fragte der Kappstrom beim Bauunternehmen nach und erhielt die Antwort: „Niemand hat die Absicht, eine Brücke abzureißen!“

Parallel zu der Angst die Brücke zu Berlin zu verlieren, reduziert sich der Busverkehr auf ein absolutes Minimum. Es gibt in einem Zeitraum von 12 Monaten im Durchschnitt insgesamt nur 2,3 Fahrgäste und man fragt sich, wie sich das rentieren soll. Schließlich kostet das Dixieklo neben der Bushaltestelle „Gosen, Eiche“ auch Geld. Und so werden die Zeiten zwischen den Fahrzeiten vergrößert und die Anzahl der erscheinenden Busse verringert und sobald es dunkel wird werden die Bordsteine hochgeklappt, die Laternen ausgepustet und der letzte Bus darf nach Hause fahren, aber nicht bevor sich Fuchs und Hase Gute Nacht gesagt haben.

Und weil Gosen seit seiner Gründung keine Verbindung zu Berlin aufbauen wollte, tut man heute auch so, als ob die Busse hier nur noch als eine Fata-Morgana-Erscheinung auftauchen, da ihre Existenz so unwichtig ist, wie Wasser in der Wüste. Und da das Ableben der Busverbindungen zu Berlin vorprogrammiert ist, dürfen die Bushaltestellen bereits jetzt langsam vergammeln, da man sie zukünftig eh abreißen wird. Es soll Ortsbeiräte geben, die seit Beginn ihrer Amtszeit (die in 1,5 Jahren rum ist) nicht in der Lage sind, eine einzige Bushaltestelle sanieren zu lassen. Die Angst vor erneutem Vandalismus kann so lähmend sein, dass man den ersten Schritt zur Besserung nicht wagen will. Und so werden 99.99 % der Einwohner dafür bestraft, dass weniger als 0,1 % der Einwohner eventuell, vielleicht potentiellen Vandalismus ausüben könnten, obwohl die Gemeinde durch Nichtstun die Vandalisten bestrafen will und nicht die Mehrheit der Einwohner.

Und so klebt seit über 250 Jahren Gosen an Berlin dran und trotzdem haben die meisten Berliner noch nie von unserem Ort gehört. Niemand ist eine Insel, außer Gosen.


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